Identität(en)

 

Die Problematik von Klassifikationsschemata anhand Rasse, Ethnie oder Nation

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Auszug aus der Einleitung

„Die sozial bedingten Klassifikationsschemata, nach denen wir die Gesellschaft aktiv konstruieren, stellen die Strukturen, aus denen sie hervorgegangen sind, tendenziell als natürliche und notwendige Gegebenheiten dar statt als historisch kontingente Produkte der bestehenden Machtverhältnisse zwischen den Gruppen (Klassen, Ethnien, Geschlechtern)“ (Wacquant 2006:33).

Hauptthese dieser Arbeit ist, dass die Trennung in „Wir und die Anderen“ als eine menschliche Universalie anzuerkennen ist. Das bedeutet, dass ich Abgrenzung und Strategien der Inklusion und Exklusion als eine der Basiskonstanten in menschlichen Gesellschaften betrachte. Denn Klassifikationen erfolgen durch positive und negative Zuschreibung und teilen somit in Freund und Feind ein. Darüber hinaus nehmen die meisten Menschen die eigene Weltsicht als die „natürliche“ und damit einzig richtige wahr. Voraussetzung für dieses Phänomen ist die permanente Naturalisierung von Identitäten, die einer Vielzahl von Prozessen unterliegt.

Fokus dieser Arbeit ist die Untersuchung der Mechanismen dieser Naturalisierung, die seit der Aufklärung Konzepte von Rasse, Nation und Ethnie als wissenschaftliche Wahrheit erst erschufen und durch die diese als kohärente zeitlose Einheiten empfunden wurden. Betrachtet werden sollen in diesem Kontext sowohl Produktion als auch Reproduktion von Identifikationen und Klassifikationen. Zwar entstehen Identifikationen erst in menschlicher Interaktion, jedoch werden jeder Identität bestimmte Eigenschaften zugesprochen, die als ihre Essenz empfunden und dargestellt und damit, in Form eines Stereotyps einer Gemeinschaft, oft als Determinant von Verhalten gesehen werden. So werden zum Beispiel Bayern, Deutschen, Europäern, Weißen bestimmte Charaktereigenschaften aufgrund ihrer Herkunft zugeschrieben, ohne die Multiplizität, Komplexität und Dynamik, also die relative Kontextabhängigkeit ihrer Identität zu beachten. Aufgrund alltäglicher Internalisierung werden Rasse, Nation und Ethnie nicht als Konstrukte erkannt, sondern bleiben in der Regel unreflektiert als naturgegeben betrachtet. Folge dieser Perzeption ist, dass die Konstrukte zu sozialen Tatsachen werden und damit im Leben der Menschen eine große Rolle spielen. Einmal klassifiziert, werden einer kollektiven Identität bestimmte Identitätsmarker zugesprochen und Unterschiede oft zur unüberbrückbaren Differenz hochstilisiert. Grenzziehungen und Gruppenformung sind omnipräsent. Die imaginierten Grenzen werden zur Erklärung jeglicher Handlungen herangezogen, was eine Dekonstruktion ihrer Grundlagen für eine anthropologische Arbeit unerlässlich macht. Dabei gilt es zu beachten, dass Identitäten weder aus dem Nichts, noch in einem Machtvakuum entstehen (s. Hall 2008:29,174).

Diese Magisterarbeit befasst sich insbesondere mit der Konstruktion der drei Konzepte Rasse, Nation und Ethnie, in welche Reihenfolge man sie auch immer stellen möchte, als Kategorien der Gruppenbildung (Identität), da den Konzepten besonderes Potential, das im Einzelnen besprochen werden soll, inhärent ist. Alle drei Konzepte müssen dabei zusammen betrachtet werden, denn sie haben nicht nur überlappenden Charakter, sondern können tatsächlich nahezu synonym verwendet vorgefunden werden.

Online: https://www.grin.com/document/139061


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